Schrift

kana

Die japanische Schrift

Im heutigen Japanisch werden vier Schriften benutzt.

  1. die aus China stammenden Schriftzeichen (Kanji)
  2. die Silbenschrift Hiragana hauptsächlich für Wortendungen, grammatikalische Partikel oder unübliche Kanji
  3. die Silbenschrift Katakana für fremdsprachige Bezeichnungen, heute meist aus dem Englischen, oder um modern zu wirken
  4. in manchen Fällen auch Lateinschrift.
Im nebenstehenden Screenshot von Asahi-Shinbun Digital geht es um die olympischen Spiele 2020 in Tokio. Interessanterweise ist die Überschrift vor dem Foto komplett in Katakana geschrieben スペシャルインタビュー (supesharuintabyū) d.h Special Interview. Die verschiedenen Schriften sind leicht zu unterscheiden: die Katakana ist eckig, die Hiragana eher rund und die Kanji sind komplex.

kana

Kanji

Die Schriftzeichen kamen wohl im späten 4. Jahrhundert über einen koreanischen Gelehrten und chinesische konfuzianische Texte nach Japan. Sie haben meist mindestens zwei Lesungen (Aussprachen). Einerseits ist es der ursprüngliche chinesische Begriff in einer japanisierten Aussprache. Denn die Kanji wurden dann auch benutzt, um japanische Texte zu schreiben. Als Beispiel soll das Schriftzeichen 道 aus Aikido dienen. Aus dem Chinesischen stammt die Lesung Dō, in konfuzianischen Texten bedeutet es Weg/Methode. Das japanische Wort für Weg/Strasse ist michi, dafür wurde dann auch das chinesische Schriftzeichen benutzt.
Allein aus der Aussprache sind die Begriffe nicht immer eindeutig zu identifizieren. Beispiel 1: Allein für "ki" gibt es mehr als 4 Dutzend Zeichen mit unterschiedlicher Bedeutung. Aikidoka kennen das 気 bzw. in traditioneller Schreibweise 氣. Auf Japanisch bedeutet Ki 木 Baum, 汽 ist Wasserdampf, 機 ein Flugzeug oder eine Maschine usw. Beispiel 2: Im Aikido kennen wir das Wort uchi, wie in yokomen uchi. Dort heisst es Hieb/Schlag (打ち), bei kaiten nage gibt es die Ausführung uchi (内), d.h. innnen, wenn man unter dem Arm durchgeht. Aber das japanische Wort für "zu Hause" heisst auch uchi und wird mit dem Kanji 家 geschrieben.
Seit der letzten Schriftreform im Jahr 2010 gibt es 2.136 offizielle Kanji, festgelegt vom japanischen Bildungsministerium. Insgesamt gibt es mehr als 50.000 Kanji.
Werden Kanji per Hand geschrieben, ist die Strichfolge und die Schreibrichtung für die Striche einzuhalten. Es gibt dafür gewisse Grundregeln, aber manchmal muss man das einfach auswendig lernen. Sobald Kanji flüssig geschrieben werden, oder als Kalligraphie, wird die Reihenfolge wichtig.

Link: NHK Kanji
50-laute

Hiragana

Die Silbenschrift Hiragana entstand im 9. Jahrhundert. Die Zeichen sind aus Kanji abgeleitet, entsprechend der Lautung. Besonders in der höfischen Literatur fand diese Schrift schnell Verbreitung. Japanische Kinder lesen und schreiben in der Schule zuerst Hiragana. Ein japanischer Text ohne Kanji, der nur in Hiragana geschrieben ist, ist weniger leicht lesbar und es gibt manchmal Unklarheiten.
In normalen Texten wird Hiragana - grob gesprochen - für die Grammatik verwendet und für Schriftzeichen, die zu kompliziert wären. Auch in Privatbriefen wurde viel Hiragana verwendet, da es als unhöflich galt, den Empfänger durch die eigene Bildung beeindrucken zu wollen.
Die Abbildung zeigt das Gedicht iroha, welches alle Hiraganazeichen der Heianzeit genau einmal enthält (we und wi werden heute nicht mehr benutzt und das neuere n ist nicht enthalten). Das Gedicht wurde traditionell zur lexikalischen Sortierung benutzt.

Link: NHK Hiragana
50-laute

Katakana

Katakana ist die zweite japanische Morenschrift ("Silbenschrift") neben Hiragana. Sie wurde in der Heian-Zeit (794–1185) entwickelt, um chinesische Texte lesbarer zu machen. In der Meiji-Zeit (1868-1912) wurde die Schrift noch "für die Grammatik" verwendet, besonders in Urkunden und offiziellen Dokumente. In unseren DEN- und DAN-Urkunden lässt sich das noch sehen. Heute wird (s.o.) Hiragana dafür benutzt.
Wichtigste Anwendung für Katakana sind heute fremdsprachige Bezeichnungen. Die meisten neuen Fremdwörter im Japanischen kommen aus dem Englischen. Auch fremdsprachige Eigennamen werden mit Katakana geschrieben, wir sehen dies häufig auf Hakama oder auf die Jacke des Dōgi aufgestickt.
Die Rückübersetzung in die Ausgangssprache gestaltet sich manchmal abenteuerlich. Für Japaner hat diese Transkription einen entscheidenden Vorteil: Die Katakana geben eine leicht nachvollziehbare Aussprache vor. Andernfalls müssten sie bei jedem Fremdwort in romaji zuerst überlegen, aus welcher Sprache dieses kommt, und sich dann die entsprechende Aussprache überlegen.
In der Abbildung ist das Namensschild eines Restaurants in Kōbe zu sehen, aufgenommen von ralf_treiner. Der Hase wird in Katakana zu デイア ハーゼ (de i a ha a z e), was ziemlich gut die deutsche Aussprache wiedergibt. Für uns mag das verwunderlich sein, weil wir uns gerne auf die Buchstaben fixieren lassen.
Aber kehren wir zum Beispiel von oben zurück. スペシャルインタビュー (supesharuintabyū): Der u-Vokal ist in Japanisch kaum zu hören, der r-Laut ist fast ein l-Laut, so wird supesharu in Wirklichkeit speshal, was schon fast wie special klingt. Vor einigen Jahrzehnten gab es in Japan die Vorgabe, in Katakana nur echte japanische Laute zu verwenden, daher war das byū die beste Annäherung für view, und so ergibt sich für intabyū eher intavju, was dem Interview schon ganz nahe kommt.

Link: NHK Katakana
aiaikiaikido

Japanische Schrift am PC, auf dem Tablett oder auf dem Smartphone

Bis zur Etablierung der japanischen Schrift auf elektronischen Geräten war es einfacher, einen Text per Hand zu schreiben, anstatt irgendwelche technischen Hilfsmittel zu verwenden. Für Buchdruck und Zeitungen gab es komplexe Schriftsetzmaschinen. Für Computer wurden "Wordprozessoren" entwickelt. Heute ist es sehr einfach, einen japanischen Text auf dem Smartphone zu schreiben. Man muss lediglich die japanische Tastatur auswählen und die Logik der Eingabe verstehen.
In der Abbildung ist der Vorgang am PC veranschaulicht. Man verwendet seine übliche Tastatur (deutsch, englisch, italienisch etc.) und wählt zuerst die Sprache Japanisch fürs Schreiben am PC aus. Man kann dann zwischen Katakana und Hiragana wählen bzw. umschalten. Das japanische Wort gibt man ganz normal in romaji d.h. in lateinischen Buchstaben auf der Tastatur ein, z.B. aikido.
Kaum hat man ai eingetippt, erscheinen die Silben am Bildschirm (hier in Hiragana) mit einer Liste von möglichen Wörtern, die man anscheinend schreiben will. Tippt man noch ki dazu, verändert sich die Auswahl. Die dritte Abbildung zeigt das Ergebnis nach Eingabe von aikido,es fehlt noch das u, welches das o zu ou und damit zu einem langen Vokal ō macht. Jetzt lässt sich das Wort auswählen und man kann weiterschreiben.
Die elektronischen Hilfsmittel haben zur Folge, dass die jüngere Generation viele Kanji nicht mehr auswändig per Hand schreiben kann und sie nur noch passiv kennt.