Verkettungen
sind im Aikido - und auch in anderen Budokünsten - die Aufeinanderfolge von Techniken, ohne dass zwischenzeitlich eine der Techniken in einem abschliessenden Wurf oder einer Fixation endet. Nach dieser Definition sind z.B. Tsuzukiwaza keine Verkettungen. Die Verkettungen bestehen aus Standardtechniken des Aikido. Im Falle eine Kontertechnik wechseln die Rollen. Wenn Nage nach einer "fehlgeschlagenen" Technik eine Ersatztechnik ausführt, bleiben die Rollen gleich.
Der deutsche Aikidoka Rolf Brand (1932 - 2021), bekannt für sein organisatorisches Wirken zur Aufnahme des Aikido als eigenständige Sportart in die deutschen Sportorganisationen und für die Gründung von zwei deutschen und einem europäischen Aikidoverband, hat die Verkettungen systematisiert nach dem Schema "Rolle bleibt gleich / Rolle wechselt" und "Technik bleibt gleich / Technik wechselt".
Zitat: "Es ist unbedingt notwendig, das Rollenspiel wertneutral zu betrachten und keine Polarität zwischen Angreifer und Verteidiger herzustellen. Die Verkettungen sind im Aikido eine Übungsform ohne kämpferischen Charakter."
Seine Auflistung von Verkettungen:
(Bezeichung der Techniken wie im DAB bzw. in der AUD)
Gleiche Rollenverteilung, gleiche Technik: Yokomen-uchi – Shiho-Nage – Shiho-Nage Katate-tori – Kaiten-Nage (uchi) – Kaiten-Nage (uchi) Katate-tori – Kote-Gaeshi – Kote-Gaeshi Ushiro-ryote-tori – Koshi-Nage-kote-hineri – Koshi-Nage-kote-hineri Shomen-uchi – Ude-osae – Ude-osae (Tenkan) |
Gleiche Rollenverteilung, wechselnde Technik: Yokomen-uchi – Shiho-Nage – Kote-Gaeshi Katate-tori – Kaiten-Nage (uchi) – Irimi-Nage Ushiro-ryote-tori – Shiho-Nage – Ude-kime-Nage Shomen-tsuki – Kote-mawashi – Tekubi-osae Mune-tori– Kote-mawashi – Kote-hineri |
Wechselnde Rollenverteilung, gleiche Technik: Shomen-tsuki – Kote-Gaeshi – Kote-Gaeshi Ushiro-ryote-tori – Irimi-Nage – Irimi-Nage Shomen-uchi – Kaiten-Nage (uchi) – Kaiten-Nage (uchi) Yokomen-uchi – Shiho-Nage – Shiho-Nage Shomen-uchi – Ude-osae – Ude-osae |
Wechselnde Rollenverteilung, wechselnde Technik: Shomen-tsuki – Kote-Gaeshi– Irimi-Nage Shomen-uchi – Kote-Gaeshi – Ude-kime-osae Yokomen-uchi – Shiho-Nage – Irimi-Nage Ushiro-ryote-tori – Irimi-Nage – Ude-osae (Tenkan) Shomen-tsuki - Kote-mawashi – Kote-hineri |
Kaeshiwaza
Hier wechseln die Rollen. Nage beginnt eine Technik, Uke kann diese blockieren und dann selbst eine Technik komplett ausführen. Was könnte der Sinn der Kaeshiwaza sein?
1. Schwachstellen bei der Ausführung von Techniken zeigen.
2. Auch gegen einen Aikidoka gewinnen zu können.
3. Die feste Rollenverteilung zwischen Uke und Nage auflösen.
Schwachstellen bei der Ausführung muss man nicht mit Gegentechniken beantworten, das lässt sich auch besser unterrichten, so wie es z.B. Tohei Sensei gezeigt hat. Da ein Aikidoka definitionsgemäss friedlich ist, muss man sich nicht gegen ihn/sie verteidigen können. Es bleibt Punkt 3. Üblicherweise wechseln die Rollen im Aikidotraining ständig, daher ist es unnötig, dies in einer Verkettung zu realisieren. Kaeshiwaza Verkettungen führen eher dazu, dass die Qualität der Aktionen weichgespült wird. Daher fördert Kaeshiwaza möglicherweise die Beweglichkeit oder die Anpassungsfähigkeit oder das Verschmelzen mit dem Angriff, nicht aber die Fähigkeit, eine Situation klar kontrollieren zu können. Yoshigasaki Sensei hat sich immer deutlich gegen Kaeshiwaza ausgesprochen.