Tsuzukiwaza 8

2020-11-02

Mehrfach von der selben Seite angreifen

Vorläufer von Tsuzukiwaza 8 war Taigi 3. Es war die erste Taigi, die das Schema auflöste, dass ein Angriff zuerst auf einer Seite erfolgte und dann der gleiche Angriff auf der anderen Seite. Hier greift Uke zuerst dreimal hintereinander mit seiner rechten Schlaghand an und dann dreimal mit der linken Schlaghand. Danach erfolgen die Angriffe im üblichen Schema abwechselnd mit rechts und mit links.

Yokomenuchi

Im Prüfungsprogramm für den 1. Dan.
Uke greift zu Beginn drei Mal schnell hintereinander an. Deswegen benutzt er immer dieselbe Schlaghand, die rechte. Nage versucht es zweimal mit Sudori (Ausweichen). Zuerst, indem sich mit dem Arm schützend nach vorne ausweicht und dabei Nage den Rücken zuwendet. Beim zweiten Mal, indem er sich schnell abduckt (ojigi) und sich dann vorwärts in Sicherheit bringt. Beim dritten Mal bringt er Uke mit Kokyunage Irimi zu Fall.
Das Video zeigt die erste Sequenz jeweils in Originalgeschwindigkeit und die zweite Sequenz in Zeitlupe. Wie immer, soll das Video das Gedächtnis unterstützen und zum Üben anregen.

footwork tsw08

Fussarbeit beim dreifachen Yokomenuchi

Die Präzision beim Ausweichen ergibt sich man am besten, wenn Nage und Uke nur die notwendigen Schritte machen. Es ist zwar anstrengend, die Beschreibung von Fussarbeit zu lesen, aber vielleicht mag der eine oder die andere die eigene Schrittfolge mit der hier beschriebenen vergleichen.
1. Ausgangsstellung. Nage steht in Hanmi mit rechtem Fuss vorne. Uke hat den linken Fuss vorne und will mit der rechten Hand schlagen.
2. Während Uke eine grossen Schritt mit rechts nach vorne macht und zuschlägt, springt Nage mit dem hinteren (linken) Fuss nach vorne, hebt den Arm zum Schutz und dreht sich im Uhrzeigersinn mit dem Rücken an Uke vorbei. Nage setzt mit dem linken Fuss auf und zieht den rechten Fuss hinter den linken, so dass er mit dem linken Fuss vorne endet. Er dreht sich ohne weitere Schritte zu Uke hin, welcher sich ebenso zu Nage dreht.
3. Ausgangsstellung für den zweiten Schlag. Nage mit links vorne, Uke mit links vorne.
4. Uke schlägt wieder mit dem rechten Arm, indem er einen Schritt rechts vorwärts macht. Nage knickt blitzschnell in der Hüfte ein und beugt sich ab. Mit einem Schritt rechts vorwärts geht er an Ukes rechter Seite vorbei nach vorne, im Uhrzeigersinn und mit dem Rücken zu Uke. Er zieht seinen linken Fuss so heran, dass er wieder mit links vorwärts endet.
5. Uke hat Nage verfehlt und schaut in die falsche Richtung. Er dreht sich ohne Schritt auf der Stelle linksherum und schaut wieder in Nages Richtung.
6. Ausgangsstellung für den dritten Schlag. Nage steht mit linken Fuss vorne, Uke hat den linken Fuss vorne.
7. Uke macht einen Schritt mit rechts vorwärts und schlägt zu. Nage setzt seinen linken Fuss weiter vor, hebt seinen linken Arm und führt seine Tegatana in die Ellenbogenbeuge von Ukes rechtem Arm zum Kokyunage Irimi. Nages rechte Hand in Richtung Ukes Oberkörper schützt ihn vor weiteren Schlägen.
Mit diesen Übungen lässt sich MAAI (間合い), der richtige räumliche und zeitliche Abstand entwickeln. Gerade die Schrittfolgen eignen sich gut als Hitoriwaza.


Okuribito

Nōkan, die Kunst des Ausklangs 2008

Szenen
Daigo Kobayashi ist Cellist in einem Orchester in Tokio. Als das Orchester aufgelöst wird, verliert er seinen Job. Er beschliesst, seine Karriere als professioneller Cellist aufzugeben und das Cello, das er zuvor für 18 Millionen Yen (ca. 150.000 Euro) auf Kredit erworben hatte, zu verkaufen. Er zieht mit seiner Frau Mika in seine Heimatstadt Yamagata, um dort eine neue Anstellung zu suchen.

Eines Tages entdeckt er ein Stellenangebot, das in etwa den Titel "Hilfe bei der Reise" trägt. Erst beim Bewerbungsgespräch stellt Daigo fest, dass es sich bei seinem potenziellen Arbeitgeber nicht um ein Reise-, sondern um ein Einsargungsunternehmen handelt.
Daigo beginnt nach anfänglichen Schwierigkeiten Gefallen an seiner Arbeit zu finden. Als seine Frau entdeckt, was er arbeitet, fleht sie ihn an, diese Tätigkeit aufzugeben. Daigo weigert sich und Mika verlässt ihn. Auch Yamashita, sein langjähriger Freund aus Kindertagen, meidet ihn, nachdem er von Daigos Job erfahren hat.
Als Yamashitas Mutter kurz darauf stirbt gestorben, bereitet Daigo sie für die Totenwache vor, vor den Augen Yamashitas, dessen Familie und seiner eigenen Frau. Yamashita und Mika beginnen, Daigo zu verstehen und seine Arbeit zu respektieren.
Der japanische Filmtitel ist eine Zusammensetzung aus dem Verb okuru, d. h. "verabschieden", "geleiten", und dem Substantiv hito "Mensch". Es handelt sich um kein gebräuchliches Wort, die sich ergebende Bedeutung ist aber in etwa "einer, der andere verabschiedet oder geleitet". Die englische Fassung erhielt den Titel departures "Abreisen". Als deutscher Titel fungiert die Bezeichnung für das Unternehmen, in dem der Protagonist arbeitet: Nōkan (納棺, nōkan). Sie bedeutet "Einsargung, Sarglegung" und wird im Film ein paar Male erwähnt.
Der Film basiert auf dem autobiographischen Buch Nōkanfu Nikki (納棺夫日記, Tagebuch eines Sarglegers, 1993) von Aoki Shinmon (*1937). Die Vorbereitungen dauerten zehn Jahre. Der Hauptdarsteller Masahiro Motoki hat eigens für den Film Cello spielen und auch die Kunst der Leichenwaschung und Einsargung gelernt. Da Tod und Bestattung in Japan einerseits – wie im Film gezeigt – ein Zeremoniell sind und andererseits zu den Tabuthemen in der Öffentlichkeit gehören, hatte der Regisseur zunächst mit keinem grossen kommerziellen Erfolg des Filmes gerechnet.
Okuribito ist ein sehr schöner Film für alle, die in der Lage sind, sich mit diesem Thema zu befassen.