Bokken

木剣ぼっけん

2020-09-28

Bokken als Übungswaffe

Das Bokken (木剣 = Holzschwert) ist eine Nachbildung des japanischen Schwertes (日本刀 Nihontō). Es wird im Aikidō, Jōdō, Iaidō und Kenjutsu zum Üben verwendet. In Japan ist die Bezeichnung Bokutō (木刀 = Holzkatana) gebräuchlicher. Das Bokken wurde hauptsächlich entwickelt, um die Verletzungsgefahr im Training zu reduzieren. Ausserdem ist das Metallschwert teuer und empfindlicher und kann beim Üben leicht beschädigt werden. Das Bokken kann aber auch als echte Waffe eingesetzt werden. Während ein Shinken (真剣 echtes Schwert)im echten Kampf zu Schnittverletzungen führt, die schnell tödlich sein können, verursacht das Bokken stumpfe Verletzungen oder Knochenbrüche, die weniger rasch lethal sind.

Bokkenkampf

Szenen aus dem Film Zatoichi 2003
Ein Ronin, der nur mit Bokken kämpft - wahrscheinlich hat er sein echtes Schwert schon verkaufen müssen -, fordert eine Schwertschule heraus. Die Sequenz zeigt Möglichkeiten, das Bokken als Waffe zu benutzen.
Der Ronin ist gross und stark und setzt das Bokken rücksichtslos ein. Das Holz hält die Belastungen aus. Die Samurai der Schwertschule sind im Bokkenkampf klar unterlegen.
Die Frage bleibt natürlich, ob sich solche Szenen wie in diesem Film gezeigt, wirklich abgespielt haben.

Bokkenformen

Es gibt viele verschiedene Formen von Bokken, die sich in den Abmessungen und im Gewicht unterscheiden. Jede Schwertschule hat für ihre Bedürfnisse ein eigenes Bokken entwickelt. Seit 1950 gibt es ein sogenanntes Standardbokken. Es wurde von der All Japan Kendō Federation zusammen mit dem Handwerksmeister Aramaki entwickelt. Diese Form wird hauptsächlich im Kendō, Iaidō und Aikidō benutzt. Die alten Schulen (Koryū 古流) des Kenjutsu, welche schon vor der Meiji-Restauration existierten, benützen weiterhin ihre Spezialformen.

Bokkenformen

Holzarten

Das Holz für die Bokken stammt traditionell von der japanischen Eiche. Akagashi ist die rote Eiche und Shirakashi ist die weisse Eiche. Dieses Holz garantiert die erforderliche mechanische Stabilität auch bei Vollkontakt und wird für Aikidoka empfohlen. Wegen der Ästhetik werden heute auch andere Hölzer verwendet, die sich dann in Gewicht und Stabilität unterscheiden sowie deutlich teurer sein können. Massenware aus billigem Holz wird dagegen mit Klarlack überzogen, damit der Trocknungsgrad sich nicht ändert, was zu Verformungen führen würde. Ungeeignetes Holz splittert und bricht leicht.

Hölzer für Bokken

Bokken in Standardform: A - Akagashi, B - Shirakashi, C - Iso no ki. Rechts weitere Holzarten

Aikiken

Die Übungen mit Bokken im Aikido werden insgesamt auch als Aikiken bezeichnet.
Die Bokkenübungen wurden von Morihei Ueshiba in seinem Dojo in Iwama ab 1942 entwickelt. Es heisst, dass er vom Kashima Shintō Ryu inspiriert wurde.
Morihiro Saito übernahm nach dem Tod von Morihei Ueshiba die Leitung des Iwama-Dojo. Er gliederte das Lehrprogramm für Aikiken in drei Stufen. Erstens Suburi, das sind grundlegende Schnittbewegungen (keine Kata), zweitens Awase, das sind Harmonisierungsübungen mit einem ebenfalls bewaffneten Partner und drittens Kumitachi.
Andere Zweige des Aikido haben ebenfalls Schwerttechniken in ihren Unterricht aufgenommen, jedoch unter dem Einfluss anderer Kenjutsu Schulen.

Bokken Misogi

Im Aikikai Hombu Dojo unter Kisshomaru Ueshiba wurde dagegen anscheinend wenig mit Bokken gearbeitet. Kisshomaru war von seinem Vater zu einer Zeit ausgebildet worden, als dieser vom Üben mit Waffen abriet und seine Schüler anwies, nur 'mit blossen Händen' zu üben.
Deswegen entstand eine Diskussion, ob Aikiken - wie auch Aikijo - ein wesentlicher Bestandteil des Aikido sein soll.
Es gibt Fotos von Morihei mit Kisshomaru, in denen Bokken und Jo benutzt werden. Allerdings soll es sich dabei um Misogi-Übungen handeln.

Bokken Praxis

Aikiken

Im Ki Aikido sind Übungen mit dem Bokken in den Formen Hitoriwaza und Kumiwaza integraler Bestandteil der Ausbildung und des Prüfungsprogramms. Sie wurden ursprünglich von/unter Koichi Tohei entwickelt und in vier Taigi kodifiziert (in Klammern alternative Bezeichnungen).

  • Taigi 25: Ken-gi 1 (Bokken 1)
  • Taigi 26: Ken-gi 2 (Bokken 2)
  • Taigi 29: Tachi-uchi (Kumitachi)
  • Taigi 30: Shinken
Nur Taigi 29 ist mit Partner (Kumiwaza, genauer Kumitachi), die anderen drei werden als Hitoriwaza ausgeführt. Dazu gibt es Taigi 22 Tachi-dori (Bokkendori), in der Uke das Bokken führt und Nage 'mit leeren Händen' arbeitet. Ältere Videos dieser Taigi finden sich hier.

Doshu Yoshigasaki hat diese Übungen und Techniken komplett überarbeitet und weiterentwickelt. Die Basisübungen vermitteln, wie das Bokken korrekt mit den Händen geführt wird und enthalten die grundlegenden Schläge und Stiche. Diese Übungen sind im Prüfungsprogramm für den 2. und den 1. Kyu enthalten wie auch die alte Bokken 1 als Hitoriwaza unter der Bezeichnung Happo Giri.

  • Tsuzukiwaza 27: Bokken 1 (Happogiri mit Partner)
  • Tsuzukiwaza 28: Bokken 2 mit Partner
  • Tsuzukiwaza 29: Kumitachi (Kumitachi 1)
  • Tsuzukiwaza 30: Shinken mit Partner (Kumitachi 2)
Diese Formen sind jetzt alle zu Kumiwaza umgestaltet. Auch Tsuzukiwaza 23 Bokkendori wurde erweitert. In allen diesen Übungen wird das Bokken als Ersatz für das Metallschwert verwendet und nicht als Holzwaffe wie im Bokkenjutsu und im Videoclip am Anfang dieser Seite.
Im Misogi wird das Bokken ebenfalls verwendet (Hitoriwaza). Es unterstützt dort die Koordination, die Atmung und die Passion.


Zatoichi - der blinde Samurai 2003

Beginn des Films
Im Japan des 19. Jahrhunderts kommt der blinde Wandermasseur Zatōichi in ein Bergdorf. Hinter seinem harmlosem Äusseren verbirgt sich ein präziser und gnadenloser Schwertkämpfer. Im Dorf herrscht ein krimineller Klan mit brutaler Hand. Zatōichi stellt sich auf die Seite der Unterdrückten. Der Rōnin Hattori, der zur Versorgung seiner kranken Frau für den Klan als Killer arbeitet, wird auf ihn angesetzt und es kommt zum Entscheidungskampf.
Zatōichi (jap. 座頭市) ist eine literarische Figur des japanischen Schriftstellers Kan Shimozawa (1892-1968) mit vielen TV-Serien und einigen Kinofilmen. Dieser Film von Takeshi Kitano ist sehenswert. "Ein Samurai-Film, kampfreich und hart, zugleich voller Spässe und Spielereien, die die thematische Nähe zu Klassikern des Genres auf ironische Weise brechen." (FILM-DIENST)

TOITSU.DE